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„Es hat sich gezeigt, daß Herr Dr. Buxbaum auch schwierigste Lösungen zu finden versteht.“
Im Mai 1932 bat der stellvertrende Intendant, Regisseur und Oberspielleiter am Bochum Stadttheater, Dr. Hans Buxbaum, den Kulturstadtrat Dr. Stumpf um eine Empfehlung für eine Bewerbung an das Theater in Mainz. Der Kulturstadtrat kam dieser Bitte nach und schrieb die folgenden Zeilen:
„An Herrn Bürgermeister Dr. Hiemenz, Mainz, Rathaus
Sehr geehrter Herr Hiemenz!
Um die Stelle des dortigen Intendanten hat sich auch Herr Oberregisseur Dr. Buxbaum von unserem Stadttheater beworben.
Dem Wunsch des Herrn Dr. B., einige Zeilen an Sie zu schreiben, komme ich gerne nach, und ich kann aus bester Überzeugung Ihnen den Herrn für die Besetzung der Stelle empfehlen. Herr Dr. B. ist seit mehreren Jahren bei uns angestellt. Er hat sich während dieser Zeit als ein sehr fleißiger und tüchtiger Künstler erwiesen, der stets allen Anforderungen, die an ihn gestellt worden sind, gerecht geworden ist. Bei der Schwierigkeit unseres Betriebes, der sich wie Ihnen bekannt auf die beiden Häuser Bochum und Duisburg erstreckt, sind die Anforderungen nicht gering gewesen. Die Inszenierungen haben stets in beiden Städten Anklang gefunden und gezeigt, daß Herr Dr. B. auch schwierigste Lösungen zu finden versteht. (…)“
Welche schwierigste Lösungen Dr. Hans Buxbaum im weiteren Leben zu finden verstand, davon handelt der Bericht mit dem Titel “ Was bleibt, wenn der Vorhang fällt?“ (siehe Button links, pdf)
Dr. Hans Buxbaum, in der NS-Zeit als Sozialdemokrat, schwuler Mann und wegen jüdischer Herkunft mehrfach stigmatisiert und ausgegrenzt, zeigte Haltung und Widerstand. Mein Bericht und der Anstoß zur Verlegung eines Stolpersteines vor dem Bochumer Schauspielhaus sollen zu seiner Würdigung beitragen.
Jürgen Wenke, im Herbst 2021
Zu dem Stolperstein für Dr. Hans Buxbaum
Zur Würdigung von Dr. Hans Buxbaum wurde am 14. Dezember 2021 ein Stolperstein verlegt auf dem Vorplatz des Bochumer Schauspielhauses, Königsallee 15. Der Stolperstein wurde neben den bereits vorhandenen Stolperstein für die Schauspielerin Terka Csillag verlegt. Terka Csillag war die erste Person, die in Bochum mit einem Stolperstein (Jahr 2004) gewürdigt wurde. Inzwischen (Stand Dez. 2021) sind ca. 320 Stolpersteine in Bochum verlegt worden, davon sind bisher 13 Steine für Männer verlegt worden, die als Homosexuelle verfolgt wurden.
Wo gearbeitet wird, passieren auch Fehler. Nach Verlegung des Stolpersteines am 14. Dez. 2021 fiel auf, dass es in den beiden letzten Zeilen der Inschrift in den Stolperstein eigentlich heißen mußte: Flucht 1938 England. Der Fehler wurde am 1. März 2022 in einem neuen Stolperstein korrigiert. Es heißt nun auf dem neuen Stein in Übereinstimmung mit den Fakten: Flucht 1938 England.
Februar/März 2022: Wir haben wieder Krieg in Europa. Flucht und Vertreibung sind wieder schreckliche Lebenswirklichkeit für viele Menschen.
Meine Gedanken und mein Mitgefühl gilt den Menschen in der Ukraine, den Leidenden, den Flüchtenden und den Geflohenen, den Lebenden und den vielen Getöteten, den Wehrlosen und den Wehrhaften. Den Ungeborenen, die irgendwann nur noch einen Brief, eine Geige, auf der niemand mehr spielt, drei Fotos ihres vermißten Familienangehörigen in Händen halten. Ich denke an die, die sich dem Despoten in Russland entgegenstellen. Und ich denke an die ungeborenen Kinder und Enkel der Aggressoren, die in Zukunft erkennen werden: Mein Vater, mein Bruder, mein Onkel, mein Großvater war ein Mittäter.
Jürgen Wenke