WAS BLEIBT, WENN DER VORHANG FÄLLT?
Bildarchiv und Zeitdokumente
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Kurt Brüssow, geboren im Jahr 1910 am 9. Dezember in Stettin, Konditor, Schauspieler am Theater Greifswald. Dort denunziert als Homosexueller und in der NS-Zeit verfolgt, zu Gefängnis und mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt. Brüssow überlebte Moorlager im Emsland und die deutschen Konzentrationslager Auschwitz und Flossenbürg. Er zahlte für dieses Überleben lebenslang einen sehr hohen Preis: Nur eine gegen seinen erklärten Willen zwangsweise im KZ Auschwitz vorgenommene Kastration ermöglichte die Entlassung aus Auschwitz und damit das Überleben. Nach Auschwitz versuchte er, als Künstler wieder Fuß zu fassen, kehrte an das Greifswalder Theater zurück, war kurzzeitig Leiter am Theater in Putbus auf Rügen. Ein Lebenskünstler? Welche mutigen Positionen seine Eltern einnahmen, wie sie ihrem Sohn das Überleben ermöglichten, welche wichtigen Rollen später eine Kriegerwitwe und zwei kleinen Jungen spielten, welche unsäglichen, vordemokratischen Positionen die Bundesrepublik Deutschland in Bezug auf schwule Männer insgesamt nach 1945 und im Falle Brüssow festschrieb, das erfahren Sie hier in einer umfassenden Biographie und Dokumentation über den Lebensweg von Kurt Brüssow. (siehe links das pdf-Dokument zum Runterladen)
Brüssow hatte seinen Lebensmittelpunkt ab 1947 in Bayern: zunächst in München, ab Mitte der 1960er Jahren in Seeshaupt am Starnberger See und dann im nahegelegenen Penzberg. Er starb 1988 in Penzberg.
In der Biographie/Dokumentation finden sie einige Antworten auf die Frage: „Was bleibt, wenn der Vorhang fällt?“
Die Stolpersteinverlegung und Würdigung von Kurt Brüssow fand Mittwoch, den 9. Dezember 2020 um 15 Uhr vor dem Theater in Greifswald statt, der ehemaligen Wirkungsstätte des Schauspielers. Dieser Tag wurde bewußt gewählt: Es war der 110te Geburtstag von Kurt Brüssow.
Jürgen Wenke, Dezember 2020