Jürgen Wenke, Stolpersteinverlegung Barenberg am 20.10.2017

WDR ZeitZeichen, Sendung vom 16.12.2022 :

 „30 Jahre Stolpersteine“

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Von Jürgen Wenke

Als ich mich im Jahr 2006 an die Forschungen und Recherchen zum Lebensweg von Dr. Wilhelm Hünnebeck machte, lag ein wichtiger Antrieb darin, dass ich empört war: In Bochum, der Stadt, in der ich lebe, gab es zum damaligen Zeitpunkt bereits ungefähr 60 Stolpersteine, aber keine dieser kleinen Metallplatten im Pflaster würdigte damals in Bochum einen von den Nationalsozialisten verfolgten Homosexuellen.

„Totgeschlagen – totgeschwiegen“ – Das sollte beides doch vorbei sein. Ist es aber leider nicht. Bis heute nicht. Das Beendigen des Verschweigens, dazu kann ich beitragen. Das Erinnern fördern, das wollte ich – zunächst in Bochum. Es gelang: Am 2. November 2007 wurde mit den Forschungsergebnissen der erste Stolperstein zur Würdigung eines schwulen Mannes verlegt: Für den Rechtsanwalt und Notar Dr. Wilhelm Hünnebeck.
Die damalige Entscheidung, mich ehrenamtlich im Stolpersteinprojekt zu engagieren, war richtig. Heute kann ich mich freuen über das, was ich alles dazu gelernt habe über Personenstandsurkunden, Dokumente aus Archiven, Quellen, das Lesen von eigentlich unleserlichen handschriftlichen Originalen, über das Arbeiten von unterschiedlichen Stolpersteininitiativen in vielen Städten, wie man gute Kooperationspartner findet, über das Auffinden von Spuren zu lebenden oder toten Familienangehörigen von Personen, die verfolgt wurden. Diese Liste lässt sich fortsetzen. Auch freut es mich, dass dem ersten viele weitere Stolpersteine folgten und weitere folgen werden.

Am Beginn meiner Forschung im Jahr 2006 stellte ich fest: Es gab im gesamten Ruhrgebiet zwar viele, viele Stolpersteine, aber Homosexuelle wurden nicht gewürdigt. Ähnlich geht es bis heute Wehrmachtsverweigerern/Kriegsgegnern und Euthanasieopfern. Meine Empörung wurde noch größer: Also weitergeforscht von A bis Z. Von A wie Archive, Akten, alte Adressbücher, Angehörige, bis Z wie Zeitzeugen, Zuchthausstrafen, Zwangskastrationen, Zwangssterilisationen. Alles gesucht und versucht, was aus einem Puzzle ein mehr oder weniger vollständiges Bild der Verfolgung und des Lebensweges einer Person macht – und was dann oftmals in einen Stolperstein mündete und außerdem in meinem schriftlichen Bericht zu dem Gewürdigten.

Heute (2018) liegen als Ergebnis meiner Recherchen im Ruhrgebiet und weiteren Regionen von Trier an der Grenze zu Luxemburg und bis in´s Siegerland zur Erinnerung an verfolgte Homosexuelle und zu deren Würdigung zahlreiche Stolpersteine. Im Jahr 2019 wird der Vierzigste verlegt werden. Vierzig unterschiedlichste Persönlichkeiten, einige Lebenswege nur mit wenigen Worten erzählbar, andere mit einer umfassenden Verfolgungsgeschichte dokumentiert aufgrund von hunderten Seiten mehr oder weniger gut erhaltener Akten und Dokumente aus der NS-Zeit.

Auf diesem Weg gab und gibt es viele tolle Begegnungen und anrührende Gespräche mit Personen, die nicht vergessen wollten oder konnten, was mit ihrem Familienmitglied geschehen war – und die eine Würdigung ihres verstorbenen Verwandten, Ehepartners, Vaters, Onkels mit einem Stolperstein begrüßten. Und die manchmal auch durch mündliche Überlieferungen, persönliche Erinnerungen, Fotoalben, Dokumente und in einem Fall sogar durch einen Grabstein (Ernst Papies) die Erinnerung dauerhaft dokumentiert wissen wollten. Manchmal begegnete mir zunächst Unwissen und Erschrecken, oft mündete es in Erleichterung, Zuspruch, Unterstützung, manchmal kamen eigene Forschungen durch Verwandte zustande.
Leider gab es auch Verwandte, die nichts wissen wollten über den verfolgten und ermordeten schwulen Onkel.
Aber es überwiegen die guten Begegnungen, z.B. mit der Tochter, die sichtlich berührt war, als für ihren ermordeten Vater (den sie im Kleinkindalter verlor) ein Stolperstein verlegt wurde; oder mit der Nichte, die empört war über den Mord am Bruder ihres Vaters in Sachsenhausen und die mir das Urnengrab ihres Onkels in der Familiengruft zeigte. Oder die Bereitwilligkeit eines Enkels, die noch erhaltenen Fotos und Dokumente über den eigenen Großvater, der als Homosexueller in Dachau starb, für die Darstellung des Lebensweges zur Verfügung zu stellen. Und der den Stolperstein vor seinem Wohnhaus platzieren wollte. Dem Wohnhaus, das dem Großvater gehört hatte und in dem der Großvater bis zur Verhaftung, Verurteilung und KZ-Deportation gelebt hatte und in dem der Enkel mit Familie jetzt lebt. Oder die zahlreichen Neffen, die sich darüber verständigen, dass es gut ist, den ausgestoßenen, in der Familie verpönten Onkel, der die NS-Zeit verfemt überlebte (und in der Bundesrepublik weiter verfolgt wurde), mehr als 50 Jahre nach dessen Tod „in das kollektive Gedächtnis der Familie zurückzuholen“ durch Würdigung mittels eines Stolpersteins.

Meckern über fehlende Erinnerungskultur? Über das Versagen von Heterosexuellen, die glauben, in ihrer Familie käme es ja nicht vor, sie seien nicht „betroffen“? Es ginge sie nichts an?
Klagen über schwule Männer, die der Illusion erliegen, es sei doch fast alles erreicht in Sachen Akzeptanz? Die nichts wissen über Wurzeln der Vorurteile, die ihnen begegnen?
Das zu benennen, ist mir wichtig, aber sich nicht mit Klagen oder Meckern aufzuhalten, sondern zu handeln für Erinnerungskultur, weil es Gegenwartskultur für Deutschland ist.

Im Laufe von mehr als einem Jahrzehnt sind neben vielen Stolpersteinen für Homosexuelle auch zahlreiche Vorträge in Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Witten, Konstanz, Trier, Altenkirchen, Weimar, Jena, Konz, Mönchengladbach, Hagen, eine Buchveröffentlichung über Dr. Wilhelm Hünnebeck („Leben im Abseits“) sowie zwei Erinnerungstafeln (in den ehemaligen Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau, siehe „Erinnerungstafeln“) hinzugekommen.

Wenn Sie selbst etwas beitragen möchten: Lesen Sie „Was Sie tun können.

Ich freue mich, mit Dirk Konert zusammenzuarbeiten, der diese wunderbare Homepage entworfen hat und laufend erweitert und gestaltet.
Wir tragen hoffentlich dazu bei, dass sich weitere Mosaiksteine zu einem Gesamtbild zusammenfügen zur Würdigung von Männern, die Männer liebten und dadurch staatlicher Verfolgung in Deutschland ausgesetzt waren. Zunächst bedroht in der NS-Zeit mit dem Tod, dann bedroht in der Bundesrepublik mit weiterer staatlicher Verfolgung, bedroht mit hohen Haftstrafen, sozialer Ausgrenzung, Berufsverboten, dem sozialen Tod durch öffentliche Gerichtsverfahren.
Der Staat Bundesrepublik und seine handelnden Akteure haben nach 1949 in Sachen Würdigung von verfolgten Homosexuellen komplett versagt. Zunächst versagt durch die Weiterführung der staatlichen Verfolgung, danach durch die Weigerung, das Unrecht als ein solches zu benennen und anzuerkennen. Erst 2017 wurden die unsäglichen Urteile gegen Homosexuelle, die in der Bundesrepublik gefällt worden waren, zum Teil aufgehoben und für unrechtmäßig erklärt. Erst im Jahr 2018 hat der Bundespräsident um Entschuldigung gebeten.

Nachtrag 2022:

In den letzten beiden Jahren hat sich sehr viel geändert: Dirk Konert, der diese Homepage entworfen und in ihrer Struktur aufgebaut hat, hat seine aktuelle Mitarbeit beendet – in gutem Einvernehmen. Er hat in kluger Weise den Aufbau so gestaltet, dass ein Weiterwachsen der Homepage gelingen konnte. Vielen Dank für die großartige Arbeit an Dirk. Die Rückmeldungen von Nutzern der Homepage sind sehr, sehr positiv.

Als Nachfolger hat Alex sich sehr schnell eingearbeitet und mit seiner Kenntnis geht es gut weiter. Vielen Dank für seinen unentgeldlichen Einsatz. Es ist eine Freude, mit einem kompetente und geduldigen Menschen zusammenzuarbeiten. Mein Dank gilt Alex Ludewig für die gute Arbeit!

Und bei den vielen Dokumentationen zu Verfolgten, die inzwischen hier auf der Homepage zu  finden sind, werde ich manchmal gefragt, welcher Bericht über welches Verfolgungsschicksal besonders wert ist zu lesen. Da fällt eine Empfehlung nicht leicht – aber wer mehr über die Struktur und Akribie der Verfolgungsbehörden (Polizei, Staatsanwalten, Gerichte) und das Handeln von Verwandten der Verfolgten wissen möchte, lese den Bericht zu Goltermann und Schlüter. Wer mehr erfahren will über den (erfolglosen) Kampf eines Überlebenden  um Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus, der lese den Bericht über Kurt Brüssow. Oder höre die bei dem „Beitrag Brüssow“ zu findenden Interviews. Es war für mich besonders intensive, die Spuren zu finden und auszuwerten – und selbstverständlich ist es besonders nahegehend, die Enkelin von  Kurt Brüssow zu treffen und die uneingeschränkte Unterstützung zu erfahren.

Besonders war für mich auch die Beschäftigung mit den  homosexuellen, jüdischen Zwillingen Ernst und Leo Salomon. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt – und das nicht zuletzt auch, weil deren Cousine Dr. Gertrud Schloss als Feministin, Lesbe, Schriftstellerin und politisch denkende Person berührt. Die jüdische Familie Salomon/Schloss und die Geschwister von Ernst und Leo wurden ebenfalls Opfer nationalsozialistischen Wahnsinns.

Im Gegensatz zu der Geschichte von Kurt Brüssow erscheinen manche Berichte sehr marginal – aber in allen Fällen gilt: Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist. Und insofern: Die Namen der hier genannten Personen sind nicht vergessen – und ihr Verfolgungswege auch nicht.

2023: Radio WDR 5 Erlebte Geschichten – Ein Interview mit Jürgen Wenke

Die mehrfach ausgezeichnete Journalistin Martina Meißner lernte ich im Zuge der Aktivitäten in Sachen Stolpersteine kennen. Frau Meißner hat sich auch mit mehreren Hörbeiträgen über das Stolpersteinprojekt engagiert, z.B. in einem Audio-Beitrag im WDR „Zeitzeichen“ zum 30jährigen Jubiläum (1992-2022) des Projektes „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig.

Im Rahmen der WDR-Hörfunk-Reihe „Erlebte Geschichten“ hat Frau Meißner im Februar 2023 ein ca. zweistündiges Interview mit mir geführt und aufgezeichnet. Ich freue mich, dass wesentliche Teil dieses Interviews als Beitrag am Dienstag, den 18. April 2023: im WDR 5 Radio gesendet wurden. 

Meinen herzlichen Dank auf diesem Wege an Frau Meißner!

Jürgen Wenke

Der Beitrag ist in der WDR-Mediathek zu finden. Und hier: Den pinkfarbenen Button unter diesem Text anklicken.

Dirk Konert, Mediengestalter

„Baujahr 1971. Die Zeit des §175 in der BRD ist in meiner Kindheit an mir vorbeigegangen, nicht aber die extreme Homophobie in der Gesellschaft. Diese irrationale Ablehnung und der krankhafte Hass gegenüber Männern, deren „Verbrechen“ einfach nur die eigene Existenz war, hat mich zutiefst verunsichert. Mir meine eigene Homosexualität einzugestehen und mein mir vorbestimmtes Leben zu leben, war für mich als junger Erwachsener völlig illusorisch. Heute frage ich mich, vor was hatte ich solche Angst? Mir drohte keine Verfolgung, keine Folter, kein Gefängnis oder Ermordung.

An diesem Projekt mitzuarbeiten erfüllt mich mit Ehrfurcht und größten Respekt gegenüber den Männern, die unfassbares Unrecht und Leid in der Vergangenheit erfahren mussten. Selbst als die Terrorherrschaft der Nazis endete, ging die Verfolgung der Männer weiter. Eine Tatsache, die mich sprachlos und wütend macht. Dabei erleben wir gerade im Moment einen nie für möglich gehaltenen Rollback zurück in diese Unrechtszeit. Es gibt wieder Stimmen, die Unmenschlichkeit kleinreden und das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte als „Vogelschiss“ bezeichnen. Ich möchte mit meinen Fähigkeiten als Mediengestalter dagegenhalten und bin Jürgen Wenke sehr dankbar für die Möglichkeit in diesem Bereich an diesem Projekt mitarbeiten zu können. Gegen das Vergessen, für die Erinnerung niemals wieder barbarische Willkür zu tolerieren, die die Welt schon einmal in Trümmern zurückgelassen und unzählige Leben zerstört hat.“  Dirk Konert

Alex Ludewig, Art Director

Grafik, Gestaltung und visuelle Medien

Seit 2006 arbeite ich mit digitalen und analogen Medien.

Angefangen hat alles mit der Affinität zu bedruckten Textilien. Ich habe etwa 2005 damit begonnen, mich mit dem Thema Siebdruck auseinander zu setzen. Schon kurz darauf habe ich mir entsprechendes Equipment zugelegt und angefangen, eigene Grafiken auf T-Shirts zu drucken. Diese habe ich dann zunächst über regionale Stores, meine Website und auf Designmärkten angeboten – mit entsprechender Resonanz. Das Branding für die Textilien – “waldbrand”. Dieses Synonym verwende ich seitdem stringent weiter, daher auch “waldbrand media”.

In dieser Zeit gab es auch Phasen, in denen ich als Grafiker in Unternehmen tätig war, was meine Fähigkeiten und Kompetenzen entsprechend bereichert hat. In diesen Phasen habe ich nicht nur in Essen gearbeitet. Neben den drei Jahren, die ich für einen Onlineshop auf der Insel Sylt gearbeitet habe, hat es mich 2010 beispielsweise auch nach Montréal verschlagen, wo ich eineinhalb Jahre gelebt und gearbeitet habe.

Seit 2015 lebe ich wieder im Ruhrgebiet und arbeite mal freiberuflich oder als festangestellter Grafiker in bzw. für Agenturen.

Anfang 2021 ist Jürgen auf mich zugekommen, um ihm bei der Bereitstellung von Inhalten behilflich zu sein und ihn grafisch zu unterstützen, wofür ich sehr dankbar bin.

Karl-Heinz Wilhelmi, Lektor der auf dieser Homepage veröffentlichten Biographien

Kritiker, Lektor, Ideengeber

Kalle Wilhelmi, im März 2023

Jürgen und ich werden in diesem Sommer 45 Jahre zusammen sein. Als wir uns 1978 in der Schwulengruppe RAGE in Essen kennenlernten, war die Situation für schwule Männer in der BRD noch alles Andere als entspannt. (Ist sie heute auch noch immer nicht wirklich – aber wer die 50er, 60er und 70er Jahre erlebt hat, kann sich heute nahezu paradiesisch frei fühlen!)

Damals mussten wir uns Lebensnischen suchen oder selber welche schaffen. Ab Dezember 1980 haben wir das mit Wucht und Elan getan! Da waren wir kaum noch zu bremsen. Wir, das Auto ohne Bremse! (In einem Büchlein über Sternzeichen lasen wir damals, dass eine Verbindung zwischen Wassermann und Widder sei wie ein „Auto ohne Bremse!“)

Für uns beide lag das „echte“ Coming-Out 1978 erst wenige Monate zurück. In meinem Fall hatte sich dieser schmerzhafte Prozess über einige Jahre hingezogen.Jürgen studierte Bauingenieurwesen an der RUB in Bochum und ich arbeitete als Verkehrsplaner im Planungsamt einer kleineren Stadt im Norden des Ruhrgebietes.

Der §175 existierte noch immer, zwar seit ein paar Jahren endlich nicht mehr in der Nazi-Fassung aber im Bewusstsein der „braven“ Bürgersleut war das, was wir leben wollten, noch immer Schweinkram. Ich erspare mir das Zitieren all der Sprüche, die wir Schwule damals zu hören bekamen. Aber es gab auch gute Erfahrungen zu machen. Ich trug am Arbeitsplatz oft den ROSA WINKEL, ein kleines Dreieck, das an die Verfolgung im Nati­onalsozialismus erinnern sollte und in der Emanzipationsbewegung der Siebziger- und Achtzigerjahre von vielen Schwulen (neben anderen ähnlichen Ansteckern) getragen wurde. Mit meinem Anstecker an der Jacke bekam ich von Kolleginnen und Kollegen entweder interessiert Fragen dazu oder positive Rückmeldungen wie „das finde ich gut, dass Sie das machen!“ – Immerhin. Nach meinem Coming-Out hatte ich früh den Mut, zu meinem Schwulsein zu stehen – aber ich war noch längst nicht in allen Situationen sicher.

Mein Weg von der Stadt meiner Geburt, der Katholikenhochburg Trier an der Mosel, die ich nach meinem Ing.-Examen mit 24 in Richtung meiner ersten Stelle als Verkehrsingenieur in Koblenz verließ, war schwierig, lang und steinig bis ich endlich 1977 mit 27 Jahren im Ruhrgebiet angekommen war. Von Koblenz aus machte ich erste, noch sehr unsichere Versuche in viele Richtungen (manchmal der Verzweiflung nahe) mit meiner sexuellen Orientierung irgendwie klar zu kommen. Wie schon erwähnt, es hat gedauert, bis ich endlich Ende 1977 in einer Schwulengruppe in Essen mein Coming-Out hatte. Und nachdem ich Jürgen kennengelernt hatte, mussten auch meine Eltern in Trier „dran glauben“. Ich war der Jüngste in der Familie und durfte bei meinen vier Schwestern so ziemlich das gesamte Spektrum an guten und schlechten Erfahrungen einsammeln, die ein homosexueller Mann damals bekommen konnte.

1980 beendete ich meine berufliche Tätigkeit, begann ein zweites Studium, arbeitete in diversen Jobs, und steckte die meiste Energie viele Jahre mit Jürgen und anderen zusammen in den Aufbau der Beratungsstelle ROSA STRIPPE und landete schließlich doch wieder in meinem erlernten Beruf. Seit Beginn meiner Rentnerzeit (Jan. 2011) pflege ich meine schon früher begonnene Tätigkeit als Schriftsteller (meist unter verschiedenen Pseudonymen) und begleite und unterstütze gerne das Projekt von Jürgen zur Erinnerung und Würdigung von homosexuellen Verfolgten der NS-Zeit.

Eine stichwortartige Kurzfassung meiner Biografie könnte vielleicht so aussehen: „1950 in Trier geboren worden, Volksschule, wichtige Erfahrungen als Pfadfinder, Bauzeichnerlehre, THW-Helfer, über sog. Zweiten Bildungsweg Ingenieurausbildung in seiner Heimatstadt, dann Verkehrsingenieur und Verkehrplaner erst in Koblenz, dann im Ruhrgebiet, schwules Coming-Out 1977, Mitbegründer einer Schwulenberatung seit 1980, Taxifahrer, Lebenskünstler, wieder Verkehrsplaner und schließlich Rentner seit 2011, passionierter Reisender und Autor.“

 

„Zeitenwende?“ – Mehr als ein Jahr Krieg in der Ukraine

Als ich mit dieser Homepage vor mehr als 4 Jahren online ging, war es fast nicht vorstellbar, dass ein neuer Krieg in Europa neues Leid und neue Opfer bringen könnte. Doch der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat im Februar 2023 diese Hoffnung auf dauerhaften Frieden zur Illusion werden lassen. Zum Verbrechen Krieg kann nicht geschwiegen werden.

Mein Lebenspartner hat sich hier deutlich zum Jahrestag des Kriegsbeginns geäußert. Den Text dazu finden Sie links unter dem Button „Zeitenwende“ zum Runterladen.

Jürgen Wenke