Die Brüder Max und Valentin Billmann entstammten einer Arbeiterfamilie aus Karlsruhe. Dort hatte die Familie ihren Lebensmittelpunkt. Die Brüder hatten drei ältere Geschwister: Elsa Enderle, geb. Billmann (Karlsruhe 1900-1979), Ernst Leopold Eugen Billmann (Karlsruhe 1902-1987) und Wilhelm Kurt Billmann (Karlsruhe 1903-Hamburg 1982) sowie eine Halbschwester, Kunigunde Spieß, geb. Billmann aus der zweiten Ehe von Vater Ernst Leopold Billmann.
Am 12. August 1936 wurde der Hilfsarbeiter Max Billmann vom Landgericht Karlsruhe wegen homosexueller Kontakte zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt. Der Mitangeklagte Max Glass aus Stuttgart-Uhlbach wurde zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, ebenso der Mitangeklagte Hermann Werzinger. Max Glass starb am 26. Mai 1942 im KZ Buchenwald. Hermann Werzinger heiratete 1938, er überlebte die NS-Zeit und starb in Karlsruhe 1988 im Alter von 73 Jahren.
Valentin Billmann, in keinem Strafverfahren angeklagt, aber durch Beobachtungen der Polizei ebenfalls als Homosexueller bekannt und aktenkundig, nahm sich am 10. Dezember 1936 das Leben – während sein Bruder Max noch die fünfmonatige Haftstrafe im Gefängnis Karlsruhe verbüßte.
Einige Monate nach der Entlassung aus dem Gefängnis (im Januar 1937) nahm sich auch Max Billmann am 14. September 1937 in Karlsruhe das Leben.
Sicherlich hat zu der großen Belastung und der “Flucht in den Tod” der beiden Brüder maßgeblich beigetragen:
1.
dass bereits am Folgetag nach der Verurteilung, also am 13. August 1936 in der Badischen Presse unter der Überschrift “Verurteilte Sittlichkeitsverbrecher” ein Zeitungsartikel in Karlsruhe erschien, in dem die Verurteilten mit vollem Namen und Wohnorten genannt wurden. (siehe die nachfolgend abgebildeten, historischen Zeitungsausschnitte)
2.
und dass zeitgleich auch der Bruder ihres Vaters Ernst Leopold Billmann, der Buchhalter Adolf Billmann, (geb. in Karlsruhe 1879, letzter Wohnort vor der Verhaftung war Magdeburg ), als Homosexueller verfolgt und bestraft worden war. Adolf Billmann wurde zunächst nach Verbüßung einer Haftstrafe in das KZ Lichtenburg deportiert und von dort am 16. September 1937 in das KZ Buchenwald transportiert, von dort in das KZ Dachau, danach in das KZ Mauthausen bei Linz an der Donau. Im KZ Mauthausen wurde Adolf Billmann am 28. Oktober 1940 ermordet. Einen kurzen Beitrag finden sie unter dem entsprechenden Button links.