Wir erinnern an Max Sander
Max Sander (vollständig Maximilian Sander) , geboren 3. Januar 1894 in Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld, ermordet im KZ Neuengamme bei Hamburg am 27. März 1941.
Max Sander (vollständig Maximilian Sander) , geboren 3. Januar 1894 in Elberfeld (heute Wuppertal-Elberfeld, ermordet im KZ Neuengamme bei Hamburg am 27. März 1941.
Radio Hagen berichtete am 23.5.2024:
Bitte zum Vergrößern auf die Abbildungen klicken.
Die Leichen der Menschen, die wie Max Sander in einem der vielen Konzentrationslager starben, wurden in der Regel in den Krematoriumsöfen verbrannt und die Asche meist achtlos verstreut. Warum gibt es für Max Sander eine Grabplatte auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf? Darüber erfahren Sie mehr im Bericht „Wir erinnern an Max Sander“. Fotos von Max Sander und seiner Herkunftsfamilie konnten nicht gefunden werden.
Die Würdigung von Max Sander erfolgt in zweifacher Weise: Mittels eines Berichtes über den Lebens- und Verfolgungsweges (siehe schwarzer Button links: „Wir erinnern an Max Sander“ ) und durch die Verlegung eines Stolpersteins in Hagen in Westfalen im Jahr 2024.
„Max Sander haben sie gefasst.
Er galt als schwul und wurd´ gehasst.
Lebte in Hagen, wurde deportiert.
In Neuengamme ermordet und seziert.“
So begann der Liedermacher und Texter Rüdiger Drallmeyer vom Hagener Verein Friedenszeichen seinen Song am Tag der Stolpersteinverlegung für Max Sander in Hagen.
Weiter war zu hören:
„Die Nazibarbarei und Denunziantentum
Schürt´ Angst in der Gesellschaft, machte viele Menschen stumm.“
Stumm war man in Hagen nicht. Die eindrückliche Veranstaltung am 23.5.2024, dem 75ten Jahrestages des Grundgesetzes auf dem zentralen Friedrich-Ebert-Platz in Hagen war gut besucht: Mehr als 150 Menschen waren gekommen, um den vormals in Hagen lebenden Vertreter Max Sander zu würdigen, der 1941 als Homosexueller von der Polizei in das KZ Neuengamme deportiert wurde und dort als Rosa-Winkel-Häftling ermordet wurde. Und dessen Leiche noch zu medizinischen Zwecken missbraucht worden war.
Die Moderation am 23. Mai hatte souverän ein Schüler der 11. Klasse des Abendgymnasiums, Herr Luca Blisginnis, des Rahel-Varnhagen-Kollegs übernommen. Dessen Lehrer, Pablo Arias, ein engagierter Historiker, hatte die Veranstaltungsplanung übernommen.
Weitere Schülerinnen und Schüler aus mehreren Hagener Schulen beteiligten sich u.a. mit einer großartigen Aktion: Sie schwärmten aus und legten auf dem großen Ebert-Platz über 60 Rosen und jeweils eine zugehörige Tafel mit Namen homosexueller Männer aus Hagen nieder, die in der Stadt als Homosexuelle in die Fänge der Nazis geraten waren und deren Schicksale zuvor Pablo Arias in Akten aus der NS-Zeit recherchiert hatte. Eine dieser Namenstafeln trug den Namen von Alex Schlüter, der bereits in der Vorwoche am internationalen Tag gegen Homophobie gewürdigt worden war und der im KZ Sachsenhausen 1941 starb.
Außerdem: Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums aus dem Stadtteil Hohenlimburg hatten einen bunten Blumenkranz mit einer Stoffbinde und der Aufschrift „Einer von uns“ mitgebracht – ein eindrückliches Zeichen von Solidarität und Akzeptanz. Mehrere Redner und Rednerinnen, darunter der 2. Bürgermeister Dietmar Thieser sowie der DGB-Vorsitzende aus Hagen, Herr Stefan Marx und die Bürgermeisterin Karin Köppen und der Bundestagsabgeordnete Timo Schisanowski beteiligten sich an der Würdigungsfeier von Max Sander.
Schülerinnen und Schüler des Albrecht-Dürer-Gymnasiums spannten einen riesigen Rosa Winkel aus Stoff auf, während der Forscher und Initiator des Stolpersteines, Jürgen Wenke, eindrücklich u.a. darauf verwies, dass Artikel 1 des Grundgesetzes „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ für Homosexuelle nach 1945 keine Realität war, sondern weitere Verfolgung von Homosexuellen in der Bundesrepublik deren Würde massiv beschädigte.
Die Veranstaltung mit einer Dauer von fast eineinhalb Stunden verlief friedlich.
Vor Beginn der offiziellen Veranstaltung hatte sich jedoch ein 36-jähriger Mann unter die versammelten Menschen gemischt und schrie lauthals übelste Hasstiraden, beleidigte lautstark Homosexuelle und wünschte ihnen den Tod. Die anwesende Polizei nahm den Mann fest, der in der letzten Zeit immer wieder aufgefallen war, aber lt. Polizei eher als verwirrt denn als politisch motivierter Täter eingeschätzt wurde. Einem Platzverweis durch die Polizei hatte er nicht Folge geleistet, er wurde daher überwältigt und in Gewahrsam genommen, nunmehr wird gegen ihn wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung ermittelt.
Neuerscheinung im Sommer 2024: „Ausgegrenzt, weggesperrt, ermordet“, Hagener Opfer des Nazi-Terrors, Herausgeber: Rainer Stöcker und Pablo Arias Meneses, Hagener Geschichtsvereine e.V., ISBN 978-3-00-076432-5
Unzählige Hagener und Hagenerinnen wurden während der NS-Zeit verfolgt. In diesem Buch berichten unter anderem Angehörige über ihre Familiengeschichte. Es wird an Menschen erinnert, die aus unterschiedlichsten Gründen in die Mühlen des Terrorapparates gerieten: an Regimegegner, Unangepasste und jüdische Bürger, aber auch an weniger bekannte Opfergruppen wie Deserteure und Homosexuelle.
Der Bericht „Wir erinnern an Max Sander“ ist Teil der Würdigung von Max Sander. Außerdem dient der Bericht als Grundlage für die Verlegung eines Stolpersteins in Hagen im Mai 2024. Da aufgrund fehlender Dokumente (Kriegseinwirkungen, absichtliche Vernichtung von Justizakten usw.) nicht mehr rekonstruiert werden konnte, wo genau unter welcher Adresse in Hagen der letzte Wohnort von Max Sander war, weil andererseits aber aus der Sterbeurkunde hervorgeht, dass er in Hagen in Westfalen ansässig gewesen ist, wurde der Stolperstein vor das alte Hagener Rathaus verlegt und zwar auf dem Friedrich-Ebert-Platz in der Nähe des alten Rathausturmes/Ratskellers.
Das Verlegedatum: 23. Mai 2024, an diesem Tag wurde auch das 75jährige Jubiläum des Grundgesetzes der BRD begangen.
Im Mai 2024 wurde in Hagen ein weiterer Stolperstein für einen wg. homosexueller Kontakte verfolgten und ermordeten Mann verlegt, nämlich für Alex Schlüter in Hagen-Haspe am 17. Mai 2024. Die Stolpersteine für Max Sander bzw. Alex Schlüter sind die ersten Stolpersteine in Hagen für Männer, die als Homosexuelle ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Die Patenschaft für den Stolperstein für Max Sander hat die Hagener Bürgermeisterin, Frau Karin Köppen (Bündnis 90/ Die Grünen) übernommen.
Initiative zur Stolpersteinverlegung sowie Forschung und Bericht zur Würdigung von Max Sander stammen von Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum.
Gedankt sei allen, die die Forschung zum Lebensweg von Max Sander und die Verlegung eines Stolpersteins unterstützt haben, insbesondere dem Hagener Geschichtsverein und Herrn Pablo Arias, Lehrer am Rahel-Varnhagen-Kolleg in Hagen, der sowohl die Forschung zum Lebensweg von Max Sander unterstützte als auch die Realisierung der Stolpersteinverlegung organisierte. Auch dem Hagener Stadtarchiv sei ausdrücklich für die Unterstützung gedankt. Ebenso sei der Patin gedankt für die Übernahme der Stolpersteinpatenschaft.