von Jürgen Wenke, Bochum, Sommer 2021
Im Jahr 2005 wurde im Rahmen einer Ausstellung in Bochum in den Räumen der Schwulen- und Lesbenberatungsstelle Rosa Strippe e.V. , konzipiert und erstellt gemeinsam vom Frauenarchiv ausZeiten e.V. und Rosa Strippe e.V. , auch eine von insgesamt 11 Ausstellungstafeln der Schriftstellerin Gertrud Schloß gewidmet.
Die Ausstellung trug den Titel: „Und trotzem …“ und hatte das Thema „Lesben im Nationalsozialismus“. Auf Tafel 1 dieser Ausstellung wurde von den AusstellungsmacherInnen der gesellschaftspolitische Hintergrund wie folgt erläutert:
„Wir (Rosa Strippe e.V. und Frauenarchiv ausZeiten) stellen in Übereinstimmung mit den Forschungsergebnissen von Claudia Schoppmann die These auf, dass die nationalsozialistische Homosexuellenpolitik geschlechtsspezifisch war und dass die Behandlung derjenigen Lesben, die nicht primär aus rassistischen Gründen verfolgt wurden, stärker durch die nationalsozialistische Frauenpolitik als durch die nationalsozialistische Homosexuellenpolitik bestimmt wurde. Eine jüdische Lesbe wurde nicht verfolgt, weil sie Lesbe war, sondern weil sie Jüdin war. Um ihre Frauenpolitik durchsetzen zu können, haben die Nationalsozialisten die damalige starke Frauenbewegung zerschlagen. Tafel 1 zeigt auch Nationalsozialismus interne Debatten um weibliche Homosexualität. In den Frauenorganisationen des Nationalsozialismus, der Frauenschaft im Nationalsozialismus, im BDM (Bund deutscher Mädel), im Reichsarbeitsdienst trat lesbisches Verhalten auf, für das eine Lösung gefunden werden musste.“
Leider ist diese Ausstellung nicht mehr ausleihbar / wird nicht mehr präsentiert. (siehe links das pdf-Dokument zur Ausstellung „Und trotzdem“…)
Es folgten verschiedene Würdigungen von Gertrud Schloss: Im Jahr 2007 wurde für Gertrud Schloß ein Stolperstein in Trier, Saarstraße 31 verlegt. Auch für den Bruder Heinrich und die Mutter Frieda Schloß wurden Stolpersteine am gleichen Ort verlegt. (siehe den Hörbeitrag des Radiosenders SWR 2)
Im Jahr 2019 wurde im Verlag éditions trèves der Gedichtband „Die Nacht des Eisens“ mit Gedichten von Gertrud Schloß herausgegeben. In diesem Buch ist auch der bisher umfangreichste biographische Bericht (von Tamara Breitbach) über Gertrud Schloß enthalten mit dem Titel:
Lea Gertrud Schloß
Jüdin, Lesbe, Schriftstellerin und Sozialdemokratin
Die Autorin Tamara Breitbach stellt in dem wichtigsten Beitrag über Gertrud Schloß in 9 kurzen Kapiteln das Leben der Schriftstellerin da: Von der Familie und Jugend in Trier über ihre Lebensstationen in Würzburg, Frankfurt und Heidelberg bis zum Leben im Exil in Luxemburg und bis zur Ermordung im Konzentrationslager.
Gertrud Schloß war verwandt mit den Zwillingsbrüdern Ernst und Leo Salomon aus Trier. Gertrud war deren Cousine. Die Mutter der Salomon-Zwillinge war Emilie Salomon, geborene Schloß. Emilie war die Schwester von Jakob Schloß, dem Vater von Gertrud und Heinrich Schloß.
Hinweis zur Schreibweise „Schloß“: Die korrekte Schreibweise des Nachnamens lautet „Schloß“. Da der Buchstabe „ß“ nicht als Großbuchstabe im Alphabet existiert, wird überall dort, wo nur Großbuchstaben verwendet werden, (auf den Stolpersteinen oder hier in den Überschriften) der Name in der Form „SCHLOSS“ verwendet.
Die Zwillingsbrüder Ernst und Leo Salomon wurden als Homosexuelle in der NS-Zeit verfolgt, verurteilt und starben in der NS-Zeit: Leo Salomon starb kurz vor Ende der langjährigen Haft im Jahr 1942 im Gefängnis Wolfenbüttel, Bruder Ernst Salomon wurde nach voller Verbüßung der Haft nach Auschwitz deportiert und dort Anfang 1943 ermordet. Auf dieser Homepage findet sich ein Beitrag zu den Zwillingsbrüdern Salomon.