Während Stolpersteine personenbezogene Erinnerungsorte an die NS-Verfolgung sind und in der Regel an den letzten freiwilligen Wohnorten der verfolgten Personen verlegt werden, sind STOLPERSCHWELLEN gruppenbezogene Erinnerungsorte, z.B. Orte der Zwangsarbeit, Sammelorte für die Deportation ganzer Gruppen, usw.
Beispiele für STOLPERSCHWELLEN: In Gelsenkirchen-Buer liegt eine STOLPERSCHWELLE vor dem Polizeigefängnis im Polizeipräsidium (2019) zur Erinnerung an die zahllosen Zwangsarbeiter, die dort eingesperrt waren. In Bochum gibt es eine STOLPERSCHWELLE am ehemaligen Standort eines Zwangsarbeiteraußenlagers des Konzentrationslager Buchenwald (2018) und im Bochumer Appolonia-Pfaus-Park (2022) eine STOLPERSCHWELLE für Sinti und Roma, die aus Bochum in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurden.
Homosexuelle Männer gehörten jahrzehntelang nach 1945 zu den absichtlich vergessenen Opfern der NS-Verfolgung.
Eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Fest steht, dass die Leidenswege in den meisten Fällen an den Orten der Landgerichte einen Ausgangspunkt hatten. Der Strafrechtsparagraph 175 aus dem Jahr 1872 verfolgte homosexuelle Kontakte, d.h. gleichgeschlechtlich liebende Männer wurden staatlich mittels Strafrechts verfolgt, wenn sie mit einem anderen Mann Sex hatten. Die Nationalsozialisten verschärften 1935 den Strafrechtsparagraphen 175 durch den neu eingeführten §175a. Nunmehr waren auch Küsse, Kontaktaufnahme, Liebeserklärungen, Berührungen, aber auch Denunzierungen durch Nachbarn, durch Familienangehörige und/oder Arbeitskollegen usw. schon ausreichend für Ermittlungen durch die Polizei, für Verhöre durch die Gestapo, für Anklagen vor Gericht durch die Staatsanwaltschaften und eine anschließende Verurteilungen durch Richter in den Strafkammern der Landgerichte.
Nach voller Verbüßung von Gefängnis- oder Zuchthausstrafen wurden viele männerliebende Männer nicht in Freiheit entlassen, sondern von der Polizei in Vorbeugehaft genommen – was bedeutete, dass Sie ohne Gerichtsbeschluss und ohne weitere Verurteilung in ein Konzentrationslager deportiert wurden, z.B. nach Buchenwald bei Weimar, Dachau bei München, Sachsenhausen bei Berlin, Neuengamme bei Hamburg, Flossenbürg in Bayern/Oberpfalz, Natzweiler im Elsass, Mauthausen bei Linz in Österreich, nach Ausschwitz, usw.
Viele homosexuelle Männer, die alle im KZ den Rosa Winkel als Diskriminierungsmerkmal auf der Kleidung tragen mussten, starben an den Torturen der Zwangsarbeit im Lager, den dortigen schlechten hygienischen Bedingungen, an Unterernährung oder an den Folterungen durch die Wachmannschaften der SS. Selbsttötungen waren für einige Männer der Weg, um den Qualen nicht länger ausgesetzt zu sein.