Wir erinnern an Joseph Völker
Joseph Völker gelingt, obwohl dieses Vorgehen lebensgefährlich ist, aus dem KZ Dachau, wo er eingesperrt war im Jahr 1942, einen Brief am 31.10.1942 an seine Eltern in Düsseldorf zu schreiben und diesen auf heimlichen Wege aus dem KZ zu „schmuggeln“. Die Eltern erreicht der Brief, sie behalten diesen Brief und lassen am 12.3.1950 eine schreibmaschinenschriftliche Abschrift (mehr als 3 Seiten eng beschrieben) machen und geben die Kopie zur Veröffentlichung und dauerhaften Aufbewahrung.
Aus diesem erschütternden Brief möchte ich hier nur einen kurzen Abschnitt hier zitieren:
“ (…) Zum Schluss, liebe Eltern, möchte ich Euch nochmals bitten, alles daran zu setzen, dass ich frei komme. Es geht wirklich auf Leben und Tot, mehr, noch mehr, wie an der Front.- Und ein Sohn, mein Bruderherz steht an der Front und ich, Euer zweiter Sohn, im K.Z.- Ich wäre längst tot, wäre auch längst wie viele andere, über die Kette gegangen „auf der Flucht erschossen“, hätte ich die Nerven verloren, oder wäre das Opfer einer Seuche geworden.- Aber, ich will Euch dass lohnen, was Ihr mir Gutes erweist, ich will leben und Euch wiedersehen.
Darum meine Bitte: H E L F T mir !!!!“
Was die Eltern darauf hin und bereits zuvor getan haben, ist unbekannt.
Joseph Völker wurde am 2. Nov. 1942, also nur zwei Tage nach dem Datum des Briefes vom KZ Dachau in das KZ Neuengamme transportiert.
Er überlebte nicht.
Jürgen Wenke
Joseph Völker wurde am 3. Juli 1913 in Bochum geboren. Er wurde am 9. Jan. 1943 im Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg ermordet. Er wurde nur 29 Jahre alt.
Den Bericht über den Lebens- und Verfolgungsweg von Joseph Völker finden Sie links unter dem rosa Button „Wir erinnern an Joseph Völker“.
Stolpersteinverlegung
Der Stolperstein für Joseph Völker wurde am Sonntag, den 27. Januar (Auschwitz-Gedenktag) 2013 in Düsseldorf vor dem Wohnhaus in der Merowinger Str. 31 verlegt. Das ursprüngliche Wohnhaus wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Dort ist ein „Neubau“ entstanden.
Die Initiative für den Stolperstein zur Würdigung stammt von Jürgen Wenke, in Kooperation mit Marco Grober von der Aidshilfe Düsseldorf. Das Forum Düsseldorfer Lesben- und Schwulengruppen hat die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.
Mein besonderer Dank gilt dem Forscher und Autor Rainer Hoffschildt aus Hannover, der mir seine Forschungsergebnisse über Joseph Völker zur Verfügung stellte und mir auch die Originalquellen nannte, was meine Forschungen sehr erleichtert hat.
Literaturempfehlung: Rainer Hoffschildt: „Die Verfolgung der Homosexuellen in der NS-Zeit“, Zahlen und Schicksale aus Norddeutschland, Verlag rosa Winkel, 1999, darin auch auf den Seiten 100-102 ein Bericht über Joseph Völker.
Jürgen Wenke